Die Oder – ihre Schifffahrt und Häfen
Gemeinsam hatten VBIW und Bürgermeister Jürgen Polzehl in den alten Rathaussaal von Schwedt eingeladen. Auf der Tagesordnung stand ein Vortrag von Dr. Gewiese, einem ausgewiesenen Experten der Binnenschifffahrt, Häfen und Wasserstraßen. Da er an der Oder aufgewachsen ist, liegen ihm der Fluss und die Oderschifffahrt besonders am Herzen. Diese begann im Jahre 1211 mit dem ersten Frachtschiff auf der Oder. Ca. 50 Jahre später erhielt Schwedt das Stadtrecht, ergänzte Bürgermeister Polzehl. Da sieht man, welchen Einfluss die Binnenschifffahrt auf die Entwicklung der Stadt hatte, und so wird es auch zukünftig sein, hofft Polzehl, wenn die Wasserstraße zur Ostsee ausgebaut wird.
Dr. Gewiese ordnete in seinem Vortrag zunächst die Oderschifffahrt in das europäische Binnenschifffahrtsnetz ein. Europa hat zwar nicht die längsten Wasserstraßen, liegt aber mit 820 Mio. Tonnen im Jahr auf einem Spitzenplatz im Vergleich der Zentren der Binnenschifffahrt in der Welt. Andere Regionen haben zwar längere Flüsse, aber weniger Gütertransport (China 720, USA 650, Russland 600 Mio. Tonnen pro Jahr). Dabei hat die Oder mit einer Länge von 866 km, davon 187 km in Deutschland, ein jährliches Transportaufkommen von 7 Mio. Tonnen. Das soll aber mehr werden, so waren sich Dr. Gewiese, der VBIW-Ortsverein und Bürgermeister Polzehl einig. Ein Hindernis ist z.Zt. noch das Umladen von Küstenmotorschiffen auf Binnenschiffe in Stettin, das mit dem Ausbau der Hohensaaten- Friedrichsthaler Wasserstraße auf 4,5 m Wassertiefe umgangen werden könnte. Zu diesem Vorhaben gab es natürlich auch Anfragen, zumal die Hohensaaten-Friedrichsthaler Wasserstraße den Nationalpark Unteres Odertal tangiert. Das Planfeststellungsverfahren wird wieder aufgenommen. Der VBIW-Ortsverein setzt sich für den Ausbau ein. Für ihn ist maßgebend, dass die Verlagerung von Transporten auf das Wasser die effizienteste Methode ist, um den Verbrauch von fossilen Brennstoffen und den Ausstoß von Kohlendioxid zu reduzieren, ohne das wirtschaftliche Wachstum zu hemmen. Noch werden in Deutschland im Binnenverkehr 68 % der Güter mit dem Lkw transportiert und nur 18 % mit der Bahn und 14 % mit dem Schiff. Der VBIW setzt sich dafür ein, dass die Transporte mit Bahn und Schiff anteilig vergrößert werden.
Dr. Gewiese ging auch auf andere Investitionsvorhaben zum Ausbau der Binnenschifffahrt in Brandenburg ein, so auf das zweite Schiffshebewerk in Niederfinow, den Ausbau des Sacrow-Paaretzer Kanals bei Potsdam im Rahmen des Verkehrsprojekts Deutsche Einheit Nr. 17 sowie den Bau neuer Häfen in Wustermark und in Mühlberg. Das alte Schiffshebewerk von 1934 bleibt als technisches Denkmal der Ingenieurbaukunst natürlich erhalten.
Ein überaus interessanter Vortrag, an den sich eine lebhafte Diskussion anschloss.
Rudolf Miethig (VBIW)
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