Kölleda (Landkreis Sömmerda). Welche Standorte der Kfz-Branche haben die Wende überlebt und wo sind gar neue Standorte entstanden, das ist ein ständiges im Arbeitskreis Verkehrswesen behandeltes Thema. Er fand in dem Motorenwerk im thüringischen Kölleda ein gelungenes Beispiel einer neuen Standortgründung, zumal die Motorenproduktion keine Vorgeschichte in der Region hat. Ein Funkwerk war bisher größter Industriebetrieb der Region gewesen. Im Jahr 2001 suchten die Daimler AG (damaliger Name DaimlerChrysler AG) und ihr damaliger Partner Mitsubishi einen Standort für ein neues Motorenwerk. Sie wählten die thüringische Kleinstadt Kölleda unter 49 Bewerbern aus. 2002 gründeten sie die MDC Power GmbH als 50:50-Joint-Venture. Die Wahl Kölledas war sicherlich auch ein Verdienst des Stadtrats von Kölleda mit Frank Zweimann an der Spitze, der 1992–2012 Bürgermeister der Stadt war. Die Unternehmensleitung berichtete jedenfalls über eine positive Zusammenarbeit mit Politik, Verbänden und Behörden. Der AK ist sich zudem sicher, dass auch der Anschluss an die Bundesautobahn 71, eine neu geschaffene Verkehrsanbindung an die Bundesstraße 176 sowie die Verlegung eines Industriegleises Faktoren bei der Standortwahl waren, zumal Rumpfmotoren per Bahn angeliefert und fertige Motoren per Bahn versandt werden.
Aber auch Kölleda selbst hatte in die Infrastruktur investiert. 2012 konnte das Werk 10 Jahre „Motoren Made in Kölleda“ feiern. Zu diesem Jubiläum wurde der zweimillionste Motor produziert. Ministerpräsidentin Lieberknecht freute sich mit den Motorenbauern über ihren Erfolg und sagte: „Mit der MDC Power GmbH haben wir seit mittlerweile einem Jahrzehnt einen verlässlichen Wachstumsmotor im Freistaat. Die Kölledaer Motoren treiben weltweit Fahrzeuge der Premiumklasse an und sind hervorragende Botschafter für Thüringer Qualitätsarbeit.“
Die Daimler AG hatte inzwischen die Anteile von Mitsubishi übernommen und ist somit alleiniger Eigentümer der MDC Power GmbH. Mittlerweile arbeiten bei MDC Power und den ansässigen Dienstleistungsunternehmen mehr als 1.400 Mitarbeiter.
Unsere Mitglieder wollten natürlich wissen, was dort produziert wird. Seit 2008 werden die aktuellen 4-Zylinder-Dieselmotoren für die A- bis E-Klasse, für Vans und kleine Nutzfahrzeuge dort endmontiert. Dabei fügen die Kölledaer über 160 Einzelteile und Komponenten in die Rumpfmotoren ein, die aus Stuttgart-Untertürkheim geliefert werden.
Auch die Dieselmotoren für den smart fortwo laufen hier vom Band. Der 3-Zylinder-Turbo-Diesel mit Common-Rail-Einspritzung für den smart fortwo emittiert nur 86 Gramm CO2 pro Kilometer. Nachdem die Dreiliter-Fahrzeuge des Volkswagen-Konzerns (VW Lupo 3L-Diesel, Audi A2 TDI) eingestellt worden sind, stellt dieser Wert die geringste CO2-Emission aller Fahrzeuge dar, die heute auf dem Markt sind.
Seit 2011 gehören auch die 1,6- und 2,0-Liter-Varianten des Benzinmotors für die neue Kompaktklasse (A- und B-Klasse) zum Programm des Motorenwerks. Sie haben Direkteinspritzung mit schnellschaltenden Piezo-Injektoren für Mehrfacheinspritzung, schaltbare Wasserpumpe, hohe Verdichtung und Turboaufladung sowie ein Start Stopp-System.
Die Entwicklung des Motorenwerks geht weiter, versicherte mir die Pressesprecherin Maria Kaczmarek. Für die Nachfolgegeneration der Vierzylinder-Dieselmotoren für Mercedes-Benz wird die Produktionsfläche am Standort um zwei Werkhallen von jeweils 42.000 m² erweitert. Der Baubeginn für die Werkserweiterung ist noch in diesem Jahr geplant. Für die Implementierung der Produktionsumfänge werden über 200 Mio. Euro bei MDC Power in Kölleda investiert.
Das Beratungsunternehmen A.T. Kearney und das Wirtschaftsmagazin Produktion haben das Motorenwerk MDC Power GmbH als „Fabrik des Jahres 2012“ ausgezeichnet. „Ich freue mich sehr, dass es uns gelungen ist, diesen Preis nach Thüringen zu holen. Die MDC-Mannschaft und alle Dienstleister haben es sich verdient“, sagte Dr. Sven Breitschwerdt, Geschäftsführer der MDC Power GmbH. Der VBIW schließt sich dieser Einschätzung an.
Rudolf Miethig (VBIW, AK Verkehrswesen)
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